Cannabisöl vs. Marihuana: Unterschiede und Gemeinsamkeiten

Cannabisöl vs. Marihuana: Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ferdinand Meyer 20 Oktober 2025 0 Kommentare

Viele fragen sich, ob Cannabisöl einfach nur ein flüssiges Marihuana ist. Auf den ersten Blick scheint das logisch - beide stammen von der gleichen Pflanze und enthalten die bekannten Cannabinoide. Hinter dieser Annahme verbergen sich jedoch recht unterschiedliche Produktionsmethoden, rechtliche Rahmenbedingungen und Anwendungsbereiche. In diesem Artikel klären wir, was Cannabisöl wirklich ist, wie es sich von Marihuana unterscheidet und wann die Begriffe austauschbar sind.

Definitionen: Was ist Cannabisöl und was ist Marihuana?

Cannabisöl ist ein extrahiertes Öl, das aus den Blüten, Blättern oder Samen der Cannabispflanze gewonnen wird. Die Extraktion erfolgt meist mit Lösungsmitteln (wie Ethanol oder CO₂) oder durch Kaltpressen. Das Ergebnis enthält eine Konzentration von Cannabinoiden (CBD, THC) und Terpenen, die je nach Verfahren stark variieren kann.

Marihuana bezeichnet die getrockneten Blüten und junge Blätter der Cannabispflanze, die direkt geraucht, vaporisiert oder in Speisen verarbeitet werden. Marihuana wird selten weiterverarbeitet - es bleibt im Wesentlichen das Pflanzenmaterial, das die natürlichen Cannabinoid‑Profile in unveränderter Form enthält.

Herstellungsprozesse im Detail

Der wichtigste Unterschied liegt im Herstellungsprozess:

  • Extraktion: Beim Cannabisöl wird das Pflanzenmaterial zerkleinert und mit einem Lösungsmittel behandelt, das die gewünschten Cannabinoide herauslöst. Das Lösungsmittel wird anschließend entfernt, sodass ein reines Öl zurückbleibt.
  • Pressen: Kaltpressverfahren nutzen die Öle aus den Hanfsamen, die von Natur aus kaum THC oder CBD enthalten - das Ergebnis ist ein reines Hanfsamenöl, das meist als Nahrungsergänzung dient.
  • Trocknung und Zureifung: Marihuana wird nach dem Ernten getrocknet, kuratiert und ggf. in Gläsern gelagert, um die Potenz zu stabilisieren. Der Prozess beeinflusst die Terpenprofile, nicht aber die Konzentration von Cannabinoiden.

Durch diese Prozesse entstehen unterschiedliche Konzentrationen: Ein Tropfen Cannabisöl kann das Äquivalent von mehreren Gramm Marihuana enthalten - je nach Stärke des Öls.

Rechtlicher Status in Deutschland (2025)

Seit dem Medizinproduktegesetz von 2022 ist medizinisches Cannabisöl mit einem ärztlichen Rezept erhältlich. Die THC‑Grenze liegt bei maximal 0,2 % für frei verkäufliche CBD‑Öle. Marihuana hingegen bleibt für den Freizeitgebrauch in Deutschland illegal, mit Ausnahme von streng kontrollierten medizinischen Anwendungen.

Die wichtigsten Unterschiede zusammengefasst:

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Rechtslage und Nutzung von Cannabisöl vs. Marihuana in Deutschland (2025)
Aspekt Cannabisöl Marihuana
Herkunft Extraktion aus Blüten/Blättern Getrocknete Blüten und Blätter
Hauptwirkstoffe CBD, THC (je nach Extraktion) CBD, THC (natürliches Profil)
Konzentration 10 %-80 % THC/CBD möglich 0,5 %-30 % THC typischerweise
Konsumform Oral, sublingual, topisch Rauchen, Vaporisieren, essen
Rechtslage (2025) Freiverkäuflich bis 0,2 % THC, rezeptpflichtig höher Nur mit ärztlichem Rezept, sonst illegal
Typische AnwendungSchmerzlinderung, Entzündungshemmung, Schlaf Freizeit, medizinische Indikationen (nach Rezept)
Isometrische Ansicht: Extraktion, Kaltpressen und Trocknung von Cannabis.

Wirkungen und Anwendungsbereiche

Beide Produkte können therapeutisch genutzt werden, jedoch unterscheiden sich die Wirkungspfade:

  • CBD‑Dominierte Öle: Beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend, ohne psychoaktive Effekte. Ideal für tägliche Einnahme.
  • THC‑reiche Öle: Psychoaktive Wirkung, stark schmerzlindernd, appetitanregend. Vor allem bei chronischen Erkrankungen eingesetzt.
  • Marihuana: Liefert ein „Ganzpflanzen‑Erlebnis“, das durch das Zusammenspiel von Cannabinoiden und Terpenen entsteht (Entourage‑Effekt). Die Wirkung ist oft intensiver und schneller spürbar, weil das THC über die Lunge direkt ins Blut gelangt.

Ein wichtiger Punkt: Die Dosierung ist beim Öl viel präziser messbar (Tropfen), während beim Rauchen die Menge pro Zug stark variiert.

Typische Missverständnisse

1 „Öl = Marihuana“ - Nur weil das Öl aus der gleichen Pflanze stammt, heißt das nicht, dass es identisch ist. Der Extraktionsgrad ändert die Zusammensetzung grundlegend.

2 „Alle Öle sind illegal“ - CBD‑Öle mit <0,2 % THC sind in Deutschland frei verkäuflich und werden als Nahrungsergänzungsmittel eingestuft.

3 „Marihuana ist immer stärker als Öl“ - Ein hochkonzentriertes THC‑Öl kann eine viel höhere Dosis pro Portion liefern als ein Gramm Marihuana.

Hand hält Ölflasche und Joint, im Hintergrund dezente Rechts‑Symbole.

Wie wählt man das richtige Produkt?

Ihr Ziel bestimmt die Wahl:

  1. Therapeutische Anwendung: Wenn Sie gezielt CB‑Rezeptoren aktivieren wollen, greifen Sie zu einem standardisierten Cannabisöl mit festem CBD/THC‑Verhältnis.
  2. Freizeitlicher Konsum: Für ein rasches, intensives High ist das Rauchen von Marihuana häufig die bevorzugte Methode.
  3. Diskrete Einnahme: Öle lassen sich unauffällig oral einnehmen - ideal für Arbeit oder unterwegs.
  4. Langfristige Dosierung: Öle ermöglichen exakte Milligramm‑Angaben, was bei Marihuana schwer zu realisieren ist.

Beachten Sie stets die gesetzlichen Vorgaben und lassen Sie sich im Zweifelsfall von einem Facharzt beraten.

Praktische Tipps zum sicheren Umgang

  • Bewahren Sie Cannabisöl kühl und lichtgeschützt auf, um die Cannabinoide vor Oxidation zu schützen.
  • Verwenden Sie einen Milliliter‑Dosierspritze, um die Menge exakt zu kontrollieren.
  • Beim Rauchen von Marihuana prüfen Sie die Herkunft - illegale Produkte können Verunreinigungen enthalten.
  • Starten Sie immer mit einer niedrigen Dosis, besonders bei Produkten mit hohem THC‑Gehalt.

FAQ - Häufig gestellte Fragen zu Cannabisöl und Marihuana

Ist Cannabisöl immer psychoaktiv?

Nicht zwangsläufig. Öle mit einem hohen CBD‑Anteil und weniger als 0,2 % THC sind nicht psychoaktiv. Nur wenn das Öl einen relevanten THC‑Gehalt hat, können psychoaktive Effekte auftreten.

Wie lange wirkt ein Tropfen Cannabisöl?

Die Wirkung setzt meistens nach 30‑60 Minuten ein und kann je nach Dosierung 4‑8 Stunden anhalten. Sublinguale Anwendung beschleunigt den Effekt im Vergleich zum Schlucken.

Darf ich Marihuana in Deutschland legal besitzen?

Nur mit ärztlichem Rezept und in begrenzter Menge, die vom Arzt verordnet wird. Ohne Rezept ist der Besitz weiterhin strafbar.

Kann ich Cannabisöl zum Kochen verwenden?

Ja, aber achten Sie darauf, das Öl nicht zu stark zu erhitzen, da hohe Temperaturen Cannabinoide zersetzen können. Niedrige bis mittlere Hitze (unter 180 °C) ist ideal.

Welcher Unterschied besteht zwischen CBD‑Öl und Hanfsamenöl?

CBD‑Öl wird aus den blütenreichen Teilen der Pflanze extrahiert und enthält hohe Mengen an Cannabinoiden. Hanfsamenöl entsteht durch Kaltpressen der Samen und enthält kaum THC oder CBD, dafür aber Omega‑3‑ und Omega‑6‑Fettsäuren.

Zusammengefasst: Cannabisöl und Marihuana kommen zwar aus derselben Pflanze, sind aber keine identischen Produkte. Der Unterschied liegt in der Verarbeitung, Konzentration, rechtlichen Einstufung und dem Anwendungszweck. Wenn Sie gezielt von den medizinischen Eigenschaften profitieren wollen, ist ein standardisiertes Öl oft die bessere Wahl. Für ein schnelles, intensives Erlebnis bleibt das gerauchte Marihuana das klassische Mittel - solange Sie die gesetzlichen Vorgaben einhalten.