CBD - in welche Drogenklassifizierung fällt Cannabidiol?

CBD - in welche Drogenklassifizierung fällt Cannabidiol?
Leonie Fichtner 23 September 2025 0 Kommentare

CBD ist ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das aus den Blüten und Blättern der Cannabispflanze gewonnen wird. Es wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel, in Form von Ölen, Kapseln oder Cremes, verwendet und hat in den letzten Jahren stark an Popularität gewonnen. Viele fragen sich jedoch: Welcher rechtliche Rahmen umgibt dieses Molekül? In welchem „Drogen“-Katalog wird es geführt?

Was genau ist CBD?

CBD, die Abkürzung für Cannabidiol ist ein phytochemischer Wirkstoff, der zur Gruppe der Cannabinoide gehört. Im Gegensatz zu THC (Tetrahydrocannabinol, das psychoaktive Hauptbestandteil von Cannabis) bindet CBD kaum an die CB1‑Rezeptoren im Gehirn. Deshalb erzeugt es kein „High“, sondern wirkt eher modulativ auf das Endocannabinoid‑System.

Der Endocannabinoid‑System ist ein körpereigenes Netzwerk aus Rezeptoren, Enzymen und körpereigenen Cannabinoiden, das u.a. Schmerz, Stimmung und Entzündungen reguliert. CBD kann diese Systeme beeinflussen, ohne die klassischen Nebenwirkungen von Psychopharmaka zu verursachen.

Rechtliche Einordnung - in welche Droge‑Kategorie fällt CBD?

Die Einordnung hängt stark vom jeweiligen Land ab. In Deutschland wird CBD über das Betäubungsmittelgesetz (BtMG) reguliert. Dort gilt: CBD selbst ist kein Betäubungsmittel, solange der THC‑Gehalt des Endprodukts 0,2% nicht überschreitet. Produkte, die diesen Grenzwert einhalten, gelten rechtlich als Nahrungsergänzungsmittel oder Kosmetik, nicht als Arzneimittel.

Auf EU‑Ebene hat die EU‑Verordnung 2021/1319 die Kennzeichnung von CBD‑Produkten harmonisiert. Sie verlangt eine klare Angabe von Cannabinoidgehalt, Herkunft und ggf. ein Laborzertifikat.

International gibt es Unterschiede: Die U.S. Food and Drug Administration (FDA) hat bislang nur das Medikament Epidiolex (ein auf CBD basierendes Arzneimittel zur Behandlung von Epilepsie) zugelassen. Alle anderen CBD‑Produkte gelten als "dietary supplement" und unterliegen keiner strikten Arzneimittelprüfung.

Vergleich: CBDvs.THCvs.Hanfextrakt

Vergleich von CBD, THC und Hanfextrakt
Merkmal CBD THC Hanfextrakt
Legalität (EU) Erlaubt bis 0,2% THC Nur für medizinisches Cannabis genehmigt Abhängig vom THC‑Gehalt
Psychoaktivität Nein Ja Variiert
Hauptanwendung Entzündungs‑ & Stressreduktion Rekreation, Schmerztherapie Industrie (Fasern, Nahrung, Öl)
Typische Dosierung 5‑30mg/Tag 10‑30mg/Tag (medizinisch) 10‑100mg/Tag (je nach Produkt)
Zulassung Keine Arzneimittelzulassung (außer Epidiolex) Verschreibungspflichtig Kein einheitlicher regulatorischer Status

Der Vergleich verdeutlicht, dass CBD nicht in die gleiche Kategorie wie THC fällt. Während THC als Betäubungsmittel klassifiziert ist, bleibt CBD ein „nicht‑psychoaktives“ Produkt, das meist als Nahrungsergänzung gilt.

Pharmakologische Einordnung im Endocannabinoid‑System

CBD wirkt als sogenannter „Allosterischer Modulator“ der CB1‑ und CB2‑Rezeptoren. Das bedeutet, es verändert die Form des Rezeptors, sodass andere Cannabinoide (z.B. Anandamid) besser oder schlechter binden können. Zusätzlich hemmt CBD das Enzym FAAH (Fatty Acid Amide Hydrolase, das Anandamid abbaut), was zu erhöhten körpereigenen Cannabinoidspiegeln führt.

Diese Mechanismen erklären, warum CBD in Studien antientzündlich, anxiolytisch und neuroprotektiv wirkt - ohne die typischen Nebenwirkungen von klassischen Psychopharmaka.

Globale Regelungen - Ein Überblick

Globale Regelungen - Ein Überblick

Die wichtigsten internationalen Instanzen sind:

  • Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 2017 erklärt, dass CBD kein Betäubungsmittel ist.
  • Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) bewertet CBD‑basierte Medikamente individuell.
  • In Kanada ist Cannabis Act seit 2018 in Kraft, der CBD‑Produkte mit <0,3% THC als legale “Cannabis‑Erzeugnisse” definiert.
  • In den USA gibt es bei den Bundesstaaten große Unterschiede; einige erlauben den Verkauf von Hanf (Cannabis sativa mit sehr geringem THC‑Gehalt) seit dem Farm Bill 2018, andere nicht.

Für Hersteller bedeutet das: Sie müssen sowohl die nationalen Vorgaben (BtMG, Lebensmittelgesetz) als auch die internationalen Kennzeichnungs‑ und Qualitätsstandards einhalten.

Praktische Konsequenzen für Konsumenten und Produzenten

Wenn Sie CBD‑Produkte kaufen, achten Sie auf folgende Punkte:

  1. Der THC‑Gehalt muss unter 0,2% liegen - das ist das entscheidende Kriterium für die rechtliche Einstufung.
  2. Ein unabhängiges Laborzertifikat (COA) sollte verfügbar sein und Angaben zu Cannabinoiden, Terpenen und möglichen Kontaminanten enthalten.
  3. Produktkategorie wählen: Nahrungsergänzung, Kosmetik oder medizinisches Präparat. Nur letztere dürfen Claims wie „Heilt Epilepsie“ enthalten.
  4. Bei Einnahme von Medikamenten (z.B. Antikoagulanzien) ärztlichen Rat einholen - CBD kann Enzymprozesse in der Leber beeinflussen.

Für Produzenten gilt:

  • GMP‑Zertifizierung für pharmazeutische Qualität.
  • Erfüllung der EU‑Novel‑Food‑Verordnung, wenn das Produkt als Lebensmittel vermarktet wird.
  • Klare Kennzeichnung von Herkunft (EU‑Hanf, USA‑Hanf) und Verarbeitungsschritten.

Zusammenfassung

CBD ist kein Betäubungsmittel, sondern ein nicht‑psychoaktives Cannabinoid, das in den meisten europäischen Rechtsordnungen als Lebensmittel‑ oder Kosmetikzusatz gilt - vorausgesetzt, der THC‑Gehalt liegt unter 0,2%. Die Einordnung erfolgt nicht über die klassische Drogenklassifikation, sondern über spezifische Grenzwerte im Betäubungsmittelrecht. Internationale Organisationen wie die WHO bestätigen die unbedenkliche Rechtslage, während nationale Gesetze wie das deutsche BtMG die konkreten Grenzen setzen.

Häufig gestellte Fragen

Ist CBD in Deutschland legal?

Ja, solange der THC‑Gehalt des Endprodukts 0,2% nicht überschreitet und das Produkt nicht als Arzneimittel beworben wird.

Wie unterscheidet sich CBD von THC?

CBD ist nicht psychoaktiv, bindet kaum an CB1‑Rezeptoren und hat keine „High“-Wirkung. THC hingegen aktiviert diese Rezeptoren stark und ist für die berauschende Wirkung verantwortlich.

Muss ich für CBD einen Arzt aufsuchen?

Für normale Nahrungsergänzungsmittel ist kein ärztlicher Rat nötig. Bei bestehenden Medikamenten, insbesondere Blutverdünnern, sollte jedoch ein Arzt konsultiert werden, weil CBD Enzyme der Leber beeinflussen kann.

Welches Laborzertifikat sollte ein CBD‑Produkt haben?

Ein Certificate of Analysis (COA) mit Angaben zu Cannabinoidprofil (CBD, THC), Terpenen und möglichen Pestiziden/Schwermetallen ist empfehlenswert.

Wie wird CBD in der EU reguliert?

Die EU‑Verordnung 2021/1319 legt Kennzeichnungspflichten fest. Zusätzlich fällt CBD unter die Novel‑Food‑Verordnung, wenn es als Lebensmittel angeboten wird.

Kann ich CBD‑Öl beim Sport trinken?

Ja, viele Sportler nutzen es zur Regeneration. Wichtig ist, ein Produkt ohne verbotene Substanzen und mit bestätigtem THC‑Grenzwert zu wählen.