Stell dir vor, du greifst nach einem Energiegetränk - aber statt Koffein und Zucker steht auf der Dose: CBD. Es verspricht Ruhe, Fokus, Energie - ohne Jitter. Aber tut es wirklich etwas? Oder ist das nur Marketing mit grünen Blättern darauf gedruckt?
CBD ist kein High, aber auch kein Placebo
CBD, kurz für Cannabidiol, ist eine der vielen Verbindungen in der Hanfpflanze. Im Gegensatz zu THC, dem Hauptwirkstoff in Marihuana, macht es nicht high. Es wirkt nicht berauschend. Das ist wichtig, denn viele Menschen verwechseln das. CBD wirkt auf das Endocannabinoïd-System im Körper - ein komplexes Netzwerk aus Rezeptoren, das für Schlaf, Schmerzwahrnehmung, Stimmung und Entzündungen zuständig ist.
Einige Studien zeigen, dass CBD bei chronischen Schmerzen, Angstzuständen und Schlafstörungen helfen kann. Eine 2020-Studie im Journal of Clinical Psychology fand bei 79 % der Teilnehmer mit Angst eine Verbesserung nach vier Wochen täglicher CBD-Einnahme. Eine andere Studie aus dem Jahr 2022 im European Journal of Pain zeigte, dass CBD bei Arthritisschmerzen die Entzündung signifikant reduzierte - bei einer Dosis von 25 mg pro Tag.
Aber: Das bedeutet nicht, dass jeder, der ein CBD-Energiegetränk trinkt, plötzlich ruhiger oder fitter wird. Die Wirkung hängt stark von Dosis, Qualität und individueller Biochemie ab.
CBD-Energiegetränke: Was ist drin?
Ein typisches CBD-Energiegetränk enthält zwischen 10 und 30 mg CBD pro Flasche. Das klingt nach viel - aber im Vergleich zu medizinischen Anwendungen ist das eher niedrig. Für Schmerzen oder Angst werden oft 50-100 mg pro Tag empfohlen. Ein Getränk mit 20 mg CBD ist also eher ein sanfter Unterstützer - kein Wundermittel.
Dazu kommt: Viele dieser Getränke enthalten auch Koffein - oft 80-120 mg, also so viel wie eine Tasse Kaffee. Manche fügen noch L-Theanin hinzu, eine Aminosäure aus grünem Tee, die beruhigend wirkt. Das Ergebnis? Ein Getränk, das gleichzeitig anregt und entspannt. Klingt paradox? Nicht wirklich. L-Theanin und CBD können die nervöse Anspannung durch Koffein abmildern. Das ist kein Zufall - das ist Design.
Die Frage ist: Wirkt CBD in Flüssigform überhaupt? Ja, aber mit Einschränkungen. Die Aufnahme über den Magen ist langsamer und weniger effizient als bei Öltropfen unter der Zunge. Nur 10-20 % des CBD gelangen ins Blut, wenn du es trinkst. Bei Ölen sind es bis zu 35 %. Das bedeutet: Ein CBD-Energiegetränk muss entweder eine höhere Dosis enthalten oder mit speziellen Technologien wie Nano-Emulsionen verarbeitet sein, um besser aufgenommen zu werden.
Was sagt die Wissenschaft?
Die meisten Studien zu CBD laufen mit Ölen, Kapseln oder Salben - nicht mit Getränken. Deshalb ist die Forschung zu CBD-Energiegetränken noch sehr jung. Einige Unternehmen nutzen Studien zu CBD generell, um ihre Produkte zu bewerben. Das ist irreführend.
Ein 2023-Test der deutschen Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen untersuchte 12 CBD-Getränke. Ergebnis: Nur drei davon enthielten die angegebene CBD-Menge. Zwei hatten gar kein CBD. Drei enthielten Spuren von THC - illegal in Deutschland, wenn es über 0,2 % ist. Und fünf waren mit unerwarteten Zusatzstoffen wie Farbstoffen oder künstlichen Süßstoffen angereichert.
Das ist kein Einzelfall. In den USA hat das FDA bereits mehrere Hersteller wegen falscher Kennzeichnung abgemahnt. In Deutschland ist die Regulierung lückenhaft. CBD-Produkte gelten als Nahrungsergänzung - aber es gibt keine klaren Grenzwerte für Dosen, Reinheit oder Wirkung.
Wer profitiert wirklich von CBD-Energiegetränken?
Nicht jeder. Aber einige Gruppen berichten von echten Vorteilen:
- Stressige Berufstätige: Wer morgens einen Kaffee braucht, aber keine Nervosität will, mag die Kombi aus leichtem Koffein und CBD.
- Yoga- oder Meditations-Enthusiasten: Ein Getränk mit CBD und L-Theanin kann den Übergang vom Alltag zur Ruhe erleichtern.
- People mit leichten Schlafstörungen: Ein Getränk am Nachmittag kann helfen, den Abend ruhiger zu beginnen - ohne Alkohol.
Aber: Wenn du unter schwerer Angst, Depression oder chronischem Schmerz leidest - dann ist ein CBD-Getränk kein Ersatz für medizinische Behandlung. Es ist kein Medikament. Es ist ein Nahrungsergänzungsmittel - und das solltest du nicht unterschätzen.
Was du beim Kauf beachten solltest
Wenn du es ausprobieren willst, hier sind fünf klare Regeln:
- Prüfe den CBD-Gehalt: Die Flasche sollte klar angeben, wie viel CBD in Milligramm enthalten ist - nicht nur „mit CBD“.
- Suche nach Zertifikaten: Ein externes Laborzertifikat (COA - Certificate of Analysis) zeigt, was wirklich drin ist. Suche nach „third-party lab test“ auf der Website.
- Vermeide unklare Inhaltsstoffe: Keine künstlichen Süßstoffe wie Sucralose, keine Farbstoffe. Besser: natürliche Süßung mit Stevia oder Agavendicksaft.
- Prüfe die Herkunft: CBD aus EU-Anbau (besonders aus Deutschland oder Österreich) ist oft besser kontrolliert als Importe aus China oder Osteuropa.
- Starte mit niedriger Dosis: Probiere erst 10-15 mg pro Tag. Beobachte, wie dein Körper reagiert - über mehrere Tage.
Die Zukunft von CBD-Getränken
Die Branche wächst. In den USA wurden 2024 über 1,2 Milliarden Dollar mit CBD-Getränken umgesetzt. In Deutschland ist der Markt noch klein - aber steil nach oben. Große Marken wie Coca-Cola und PepsiCo forschen an CBD-Getränken, haben aber bislang zurückgezogen, weil die rechtliche Lage unklar ist.
Was kommt als Nächstes? Wahrscheinlich klarere Gesetze. Bald könnte es in Deutschland ein Mindeststandard für CBD-Produkte geben - ähnlich wie bei Vitaminpräparaten. Dann wird es einfacher, zwischen echten Produkten und Marketing-Täuschung zu unterscheiden.
Und was ist mit der Wirkung? Die Forschung wird weitergehen. Es gibt erste Hinweise, dass CBD bei Entzündungen im Gehirn helfen könnte - was für Konzentration und geistige Klarheit relevant ist. Aber das ist noch Experiment. Nicht Fakt.
CBD-Energiegetränke sind kein Wunder. Sie sind kein Ersatz für Schlaf, Bewegung oder gute Ernährung. Aber sie können ein sanfter, natürlicher Begleiter sein - wenn du weißt, was du kaufst und was du erwartest.
Wenn du es ausprobierst - tu es bewusst. Nicht als schnelle Lösung. Sondern als Teil einer gesünderen Lebensweise. Und wenn du nach drei Tagen nichts spürst? Dann ist es nicht für dich. Kein Problem. Es ist kein Versagen. Es ist nur keine Wirkung.
Tut CBD wirklich etwas oder ist es nur Marketing?
CBD wirkt tatsächlich - aber nicht bei jedem und nicht immer. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass es bei Angst, Schlafstörungen und Entzündungen helfen kann. Aber die Wirkung hängt von Dosis, Qualität und individueller Körperreaktion ab. Viele Produkte enthalten zu wenig CBD oder gar keins - deshalb ist es oft nur Marketing.
Kann man CBD-Energiegetränke mit Alkohol mischen?
Nein, das ist nicht empfehlenswert. CBD kann die Wirkung von Alkohol verstärken - besonders bei der Beruhigung und der Beeinträchtigung der Koordination. Das Risiko von Schwindel, Übelkeit oder verminderter Reaktionsfähigkeit steigt. Auch wenn es legal ist, ist die Kombination unklar und potenziell riskant.
Ist CBD in Deutschland legal?
Ja, solange das Produkt weniger als 0,2 % THC enthält und aus legal angebautem Hanf stammt. CBD selbst ist nicht betäubend und daher als Nahrungsergänzung erlaubt. Allerdings gibt es keine klaren Regeln für Dosen oder Herstellungsstandards - das macht den Markt unsicher.
Wie lange dauert es, bis CBD wirkt, wenn man es trinkt?
Bei Getränken dauert es 30 bis 90 Minuten, bis die Wirkung einsetzt - weil CBD über den Magen aufgenommen wird. Im Vergleich dazu wirken CBD-Öltropfen unter der Zunge nach 15-30 Minuten. Die Wirkung hält meist 4-6 Stunden an.
Kann man CBD-Energiegetränke täglich trinken?
Ja, viele Menschen trinken sie täglich ohne Nebenwirkungen - vorausgesetzt, die Dosis ist niedrig (unter 30 mg) und das Produkt ist rein. Langfristige Studien fehlen aber. Wenn du regelmäßig CBD nimmst, solltest du ab und zu eine Pause einlegen, um die Wirkung zu beobachten.
Was ist der Unterschied zwischen CBD und CBG in Getränken?
CBD (Cannabidiol) wirkt hauptsächlich beruhigend und entzündungshemmend. CBG (Cannabigerol) ist ein früherer Baustein im Hanf und wirkt eher anregend und konzentrationsfördernd. CBG-Getränke sind noch seltener, aber sie werden als „fokusfördernd“ beworben - besonders für den Vormittag. Beide sind nicht high machend.
Wenn du nach einem sanften, natürlichen Ansatz suchst, um den Alltag zu entschärfen - ohne Koffein-Jitter oder Alkohol - dann kann ein CBD-Energiegetränk eine Option sein. Aber nur, wenn du es mit Augenmaß und klarem Verstand trinkst. Nicht als Ersatz. Als Ergänzung. Und immer mit dem Wissen: Die Wirkung ist nicht garantiert. Aber sie ist real - für manche.